Die Kopie in Haigerloch

In der evangelischen Kirche in Haigerloch befindet sich eine Nachbildung des Abendmahlsbildes. Das Werk ist als Wandgemälde in Originalgröße ausgeführt und kann daher als eine der originalgetreuesten Kopien weltweit bezeichnet werden. Geschaffen hat es in einem Zeitraum von ca. 22 Monaten der Maler Friedrich Schüz.

Fertiggestellt und und der Öffentlichkeit übergeben wurde das Werk 1954. Um die Grundfläche für das Gemälde zu herzustellen, wurde zuvor die Apsis aufgegeben und mit einer Mauer verschlossen. Der dahinterliegende Raum ist nicht mehr zugänglich.

Dass sein Weg Friedrich Schüz nach Haigerloch führt ist seinem jüngeren Bruder Martin geschuldet. Dieser kam, mehr durch Zufall, im Oktober 1912 als Pfarrer in die junge evangelische Gemeinde nach Haigerloch. Er wirkte dort fast 33 Jahre lang und lenkte die Geschicke der Gemeinde durch unruhige Zeiten. Über diese Verbindung wurde Friedrich Schüz mit Haigerloch bekannt. Als der Zweite Weltkrieg in Deutschland tobte, zog Friedrich Schüz ins evangelische Pfarrhaus in Haigerloch um. Dort lebte er weiter, auch nach dem Tod seines Bruders und Pfarrers Martin, der im August 1945 verstarb.

Man erzählt sich die Geschichte, dass Friedrich Schüz während eines Gottesdienstes in der Haigerlocher Kirche plötzlich das Gebäude verließ, um einige Minuten später mit einem Meterstab, den er im gegenüberliegenden Pfarrhaus holte, zurückzukehren. Er begann sofort, den Chorraum auszumessen. Just an diesem Tage, während des Gottesdienstes, kam ihm demnach die Idee, in dieser Kirche eine Reproduktion des Abendmahlsbildes in Originalgröße zu erstellen. Diese Begebenheit macht vielleicht deutlich, wie getrieben er von dem Drang gewesen sein muss, das große da Vinci Werk der Nachwelt zu hinterlassen.

Im weiteren Verlauf beriet der Kirchengemeinderat über dieses Vorhaben und gab schließlich, nach Klärung der Finanzierung, seine Zustimmung. Der Chorraum wurde durch eine davor gestellte Wand zugebaut, so dass die gesamte östliche Stirn der Kirche ein ebene Fläche wurde.

Der Beginn der Arbeiten war im Juli 1952. Aufgrund seines hohen Alters, Schüz war mittlerweile fast 78 Jahre alt, wurden der Tübinger Graphiker Gerhard Halbritter sowie der aus Gießen stammende Maler Walter Kröll in das Werk eingebunden.

Am 15. April 1954, Gründonnerstag, wurde die Arbeit in einer Feierstunde der Öffentlichkeit übergeben. Haigerloch bekam damit ein weltweit einzigartiges Unikat geschenkt, dessen Bedeutung heute noch unterschätzt wird.

In den Archiven der Kirchengemeinde befindet sich eine Schallplatte hergestellt vom damaligen Süddeutschen Rundfunk. Sie enthält ein Interview u.a. mit Friedrich Schüz, das im Rahmen der Einweihung aufgezeichnet wurde.